Bauen mit Bambus, 2.Teil: Bambusarten

BAMBUSARTEN IM HANDEL Bambusrohre werden aus verschiedenen Herkunftsländern in verschiedenen Dimensionen und Farben, fertig zugeschnitten, behandelt und getrocknet importiert. Somit sind im Handel von Natur aus gelbe, braune und schwarze Rohre aber auch künstlich gefärbte in diversen Farben erhältlich. Handelsüblich sind vor allem chinesische Phyllostachys-Bambusarten in Dimensionen von 10 bis 180 mm und bis sechs Meter Länge. Bambusrohre werden stets nach ihrem Durchmesser am unteren dicken Ende sortiert. Chinesischer Bambus wird gemeinhin unter dem Begriff Moso zusammengefasst, obwohl sich verschiedene ähnliche Arten dahinter verbergen. Moso zeichnet sich äußerlich durch seine uni-gelbe bis gelb-braune Farbe und seine glatte, lackartige Oberfläche aus. Die Halme besitzen wulstartig ausgebildete Nodien (Knoten), der Abstand der Nodien untereinander nimmt schnell mit zunehmender Höhe über Grund zu. Sowohl Durchmesser als auch Wandstärke des Halmes nehmen dagegen ab. Diese konische Form ist je nach Bambusart unterschiedlich ausgeprägt. In dieser Hinsicht nimmt der bis zu 30 Meter hoch gewachsene lateinamerikanische Guadua-Bambus eine Sonderstellung ein, denn seine Wuchsform ist nur schwach konisch ausgeprägt. Zudem besitzt er bei Durchmessern von 100 bis 150 mm relativ große Querschnittsflächen und er wächst von Natur aus gerade – Gründe, die ihn als Baustoff für tragende Konstruktionen gebräuchlich und beliebt gemacht haben. Guadua erscheint lebhaft gelb-bräunlich und besitzt zum Teil schwarze Flecken. Seine Oberfläche ist glatt, jedoch matt; Anstriche haften relativ gut. Guadua ist übrigens als erster Bambus von FSC-zertifizierten Lieferanten erhältlich. Der FSC (Forest Stewardship Council) ist eine gemeinnützige und unabhängige Organisation zur Förderung verantwortungsvoller Waldwirtschaft. Einige im Handel eher seltene und bemerkenswerte Bambusarten sind der schwarze Nigra-Bambus, der braun-schwarz gefleckte Boryana (beide aus Ostasien, bis ca. 40 mm Durchmesser), Dendrocalamus-Arten bis 250 mm Durchmesser, deren Pflanzen 30 bis 35 Meter hoch wachsen und schwarzer Wulung (Gigantochloa atroviolacea) mit Durchmessern von 50 bis 150 mm und relativ großen Nodienabständen von 40 bis 70 cm Länge (beide aus Süd- bzw. Südostasien). Aus Vietnam kommt die besonders robuste und stabile Bambusart Tam Vong (Dendrocalamus strictus). Wegen seiner großen Stabilität wird er auch Ironbamboo genannt. Tam Vong ist im unteren Teil massiv und eignet sich deshalb für Bambusmöbel, Treppengeländer, Bambus-Fahrräder (siehe Artikel Bambusfahrräder aus Berlin) und als Schlagstock für den Stockkampf.

Christoph Tönges

> 1. Teil: Grundlagen

> 2. Teil: Bambusarten

> 3. Teil: Verarbeitung

> 4. Teil: Verbindungen

> 5. Teil: Konstruktionen