Bambus im Garten- und Landschaftsbau

Christoph Tönges, Gründer der Firma CONBAM Advanced Bamboo Applications (www.conbam.de), widmete sich bereits während seines Studiums an der RWTH Aachen intensiv Bambus als Baustoff. Er stellt er die wichtigsten Bambussorten vor, beschreibt deren Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten.

Bambus passt nicht nur in Japangärten, sondern auch in modern gestaltete Areale. Von traditionell verschnürt bis hin zur schlichten Kombination mit Edelstahl – auf dem Markt ist eine große Bandbreite von Produkten erhältlich. Großer Beliebtheit erfreuen sich Bambuszäune in vielfältigen Ausführungen. Im privaten Bereich sind einfache Konstruktionen wie Pergolen und Pavillons ebenso wie Möbel aus Bambus gefragt. Auch Fassaden lassen sich mit Bambusrohren verkleiden. 2004 wurde das Parkhaus des Leipziger Zoos mit 10 000 Bambusrohren mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern verkleidet. In seinen Ursprungsländern werden aus Bambusrohren auch Fußgängerbrücken mit bis zu 50 Metern Spannweite gebaut.

Im Handel sind diverse „tote“ Bambusarten mit unterschiedlichem Erscheinungsbild und Dimensionen erhältlich. Standardmäßig wird der hellgelbe „Moso“-Bambus aus China mit Durchmessern von 2 bis 18 Zentimetern verwendet, unter dessen Namen diverse Phyllostachys-Arten gehandelt werden. Für tragende und robuste Konstruktionen ist kolumbianischer Guadua (Guadua angustifolia) mit Durchmessern von 5 bis 15 Zentimetern die erste Wahl. Mit Guadua wurden das erwähnte Zoo-Parkhaus und beachtliche Brückenkonstruktionen realisiert. Dieser Bambus zeichnet sich dadurch aus, dass er schwach konisch ist und eine geringe Neigung zur bambustypischen Rissbildung besitzt, da er in den Hochlagen der Anden relativ langsam wächst. Aus dem Garten- und Landschaftsbau unlängst bekannt, jedoch wesentlich dünner, sind die ebenfalls relativ stabilen Tonkin-Bambusrohre (Arundinaria amabilis). Bemerkenswert bezüglich seiner dunkelbraun bis schwarzen Farbe ist Wulung (Gigantochloa atroviolacea). Ein weiterer Vertreter des dunklen Farbtons ist der auch als Pflanze beliebte Bambus Nigra (Phyllostachys nigra). Hingegen zeichnet sich Petung (Dendrocalamus asper) durch seine großen Durchmesser bis etwa 22 Zentimeter aus. Bambusrohre mit karamellfarbener Erscheinung werden durch Dämpfen hergestellt und angeboten. Vornehmlich dekorativen Anwendungen vorbehalten sind die gefleckten Arten Boryana (Phyllostachys boryana) und Tutul (Bambusa maculata) sowie grün gefärbte Bambusrohre. Eine besonders stabile und robuste Bambusart aus Vietnam heißt Tam Vong (Dendrocalamus strictus). Diese wird auch Ironbamboo genannt, ist im unteren Teil massiv und eignet sich deshalb für Bambus-Fahrräder (siehe Artikel Bambusfahrräder aus Berlin), Treppengeländer, Bambusmöbel und als Schlagstock für den Stockkampf.

Bambusrohre besitzen trotz ihrer hohlen Struktur hervorragende mechanische Eigenschaften, da sie über eine relativ hohe Festigkeiten verfügen. Durch ihre regelmäßig quer angeordneten Scheidewände werden diese zusätzlich ausgesteift. Bambusrohr besteht fast ausschließlich aus axialparallelen Fasern. Nur im Knotenbereich durchkreuzen sich die Fasern. Durch diese Struktur neigen die Rohre zur Bildung von typischen Längsrissen, die auf das Schwinden während der Trocknung zurückzuführen sind. Die Außenseite der Bambusrohre wird durch eine äußerst dichte und harte Oberfläche abgeschlossen. Botanisch betrachtet ist Bambus den Gräsern zuzuordnen; sein chemischer Aufbau ist dem Holz jedoch sehr ähnlich. Die dichte Oberfläche bietet nur einen kurzfristigen Witterungsschutz. Deshalb empfiehlt es sich, Bambus mit konstruktivem Witterungsschutz zu verbauen und Erdkontakt zu vermeiden. Eine regelmäßige Pflege mit Holzschutzlasur bietet Schutz vor Vergrauung und übermäßiger Materialfeuchte. Wie Bauholz wird auch Bambus durch holzzerstörende Pilze bei zu großem Feuchtigkeitsgehalt geschädigt. Ein Befall mit Insekten ist hingegen in unseren Breiten weitestgehend auszuschließen.

Traditionell verbindet man Bambusrohre mit Seilen. Teilweise ergänzen Zapfen- oder Steckverbindungen diese Technik. Da diese Methoden jedoch handwerklich sehr aufwendig sind und nur bedingte Festigkeiten aufweisen, wurden traditionell-modernisierte und moderne Verbindungstechniken entwickelt. Für flächige Verkleidungen wie Zäune werden Bambusrohre als halbfertige Matten angeboten. Die Bambusrohre sind hierfür bereits auf Drähten oder Stäben aufgefädelt. Auch gibt es Elemente mit Holz- oder Edelstahlrahmen in Form von U-Profilen. Tragende Konstruktionen sind ungleich schwieriger herzustellen, da Bambus hohl ist. In Kolumbien wurde eine Verbindungstechnik entwickelt, bei dem Bambusrohre untereinander verbolzt werden; dabei werden die Hohlräume der hochbelasteten Verbindungsstellen mit Mörtel ausgegossen. Diese Technik wurde für den Bau des ZERI-Pavillons des kolumbianischen Architekt Simón Vélez auf der EXPO 2000 in Hannover verwendet. Ähnliche Techniken verwendet auch der deutsch-stämmige Tischler Jörg Stamm für seine erstaunlichen Brückenkonstruktionen. Eine neuartige Verbindungstechnik des deutsch-französischen Designers Waldemar Rothe ermöglicht es, Bambuskonstruktionen schnell und einfach zu errichten. Das als BAMBOOTIX bezeichnete Bambusschnellbau-System besteht aus Verbindungsblechen, die über Schellen Bambusrohre untereinander verbinden. Eine leistungsfähige und ästhetisch ansprechende Lösung stellt die CONBAM Verbindungstechnik dar. Ein konischer Stabanschluss ermöglicht die Kombination einzelner Bambusrohre über Anschlüsse aus Edelstahl.

Da es sich bei Bambus jedoch in unseren Breiten um einen Baustoff ohne Tradition handelt, bleiben tragende Konstruktionen im größeren Maßstab eher die Seltenheit. Denn neben Wissen und Vertrauen zur Verwendung fehlt es an normierten Sortierklassen und Berechnungsgrundlagen, so dass es für genehmigungspflichtige Konstruktionen einer Zustimmung im Einzelfall bedarf.

Christoph Tönges